Aktuelles aus der Versorgung: Wer nimmt überhaupt Hilfe in Anspruch (Daten aus 2024)?
Wie in den Vorjahren kann der Auslastungsgrad beider Versorgungsstandorte der FGB im Bundesland Bremen in 2024 als hoch angesehen werden. Aufgrund der Stellenanteile findet die Mehrheit der Beratungskontakte in Bremen-Stadt statt. Im Jahr 2024 betreuten die Fachkräfte beider Standorte insgesamt 147 dokumentierte Beratungsfälle (davon die nachfolgend dargestellten 125 Fälle mit eigener Problematik durch Glücksspiele).
Demographie: Die Mehrheit der in 2024 beratenen Personen mit eigenen Glücksspielproblemen (n = 125) war männlich (93,5%), unter 47 Jahre alt (82,4%), hatte keinen Migrationshintergrund (59,7%), hatte einen höheren Bildungsabschluss als den Hauptschulabschluss (69,2%), war nicht erwerbslos (77,9%), ledig (65,9%), in fester Beziehung (57,3%) und nicht allein lebend (70,0%).
Glücksspielverhalten: Etwa acht von zehn Personen (82,2%) berichteten von nur einer problemverursachenden Glücksspielform. Zu den häufigsten Problemspielformen zählten Geldspielgeräte in Spielhallen (39,8%), Automatenspiele im Internet (26,3%), Sportwetten im Internet (18,6%) und vor Ort (11,9%). Jeweils etwa ein Viertel der Personen mit Problemen durch Geldspielgeräte in Spielhallen (n=42), Sportwetten vor Ort (n=8) oder im Internet (n=12) gab ein Erstkontaktalter von 18 Jahren oder jünger an.
Beratungshistorie und -zugang: Eine Vielzahl der beratenen Personen (59,5%) hatte bisher keine Hilfen in Anspruch genommen und war durch das Internet (62,8%) oder andere Personen (24,5%) auf das Beratungsangebot aufmerksam geworden. Etwa acht von zehn Personen (80,5%) besuchten die Beratung auf Eigeninitiative.
Verschuldung: Hohe Beteiligungsintensität (in Form von Zeit und Geld) sowie hohe psychosoziale Belastung in zahlreichen Lebensbereichen gingen einher mit Leidensdruck durch glücksspielbedingte Schulden (31,7% bis 10.000€, 23,2% bis 25.000€, 8,5% bis 50.000€, 12,2% über 50.000€).
Beratungsprozess- und -ergebnis: Die mittlere Anzahl an Beratungskontakten lag bei 5,8 Sitzungen, die mittlere Beratungsdauer bei 5,2 Monaten. Für mehr als jede zweite Person (59,7%) wurde die Problematik zu Beratungsende durch die beratende Fachkraft als „gebessert im Sinne von zunehmender Kontrolle über das Glücksspielen“ beschrieben.
Ausmaß glücksspielbezogener Probleme
Zum Ausmaß glücksspielbezogener Probleme auf Bevölkerungsebene stammen die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2023. Nach einer Umfrage des Instituts für interdisziplinäre Sucht-und Drogenforschung (ISD Hamburg) in Kooperation mit der Universität Bremen weisen bundesweit 2,4% aller Menschen im Alter von 18 bis 70 Jahren eine „Störung durch Glücksspielen“ (≈ Glücksspielsucht) auf. Weitere 6,1% zeigen erste Symptome im Sinne eines riskanten Glücksspielverhaltens. Das entspricht auf Bundesebene in absoluten Zahlen knapp 1,4 Millionen Betroffene mit einer glücksspielbezogenen Störung sowie weitere etwa 3,5 Millionen Betroffene mit einem riskanten Glücksspielverhalten. Runter gebrochen auf das Bundesland Bremen ergeben sich folgende Größenordnungen, die als grobe Richtwerte zu verstehen sind: Über 11.000 Personen gelten hiernach als glücksspielsüchtig sowie mehr als 28.000 Personen als riskant spielend. Das Dunkelfeld fließt in diese Berechnung nicht mit ein.