Aktuelles aus der Versorgung: Wer nimmt überhaupt Hilfe in Anspruch (Daten aus 2023)?
Grundsätzlich kann der Auslastungsgrad der beiden Versorgungsstandorte der Fachstellen Glücksspielsucht im Land Bremen (Bremen-Stadt und Bremerhaven) in 2023 als hoch angesehen werden. Im Kalenderjahr 2023 betreuten die Fachkräfte der beiden Standorte insgesamt 144 dokumentierte Beratungsfälle (130 in Bremen-Mitte, 14 in Bremerhaven). Darunter fielen 126 Personen mit eigener Glücksspielproblematik, 4 Personen mit einer Glücksspielproblematik der Partnerin bzw. des Partners, 11 Personen mit einer entsprechenden Problematik ihres Kindes, 2 Personen mit einer entsprechenden Problematik seitens der Eltern und 1 Person, deren Freundin bzw. Freund glücksspielbezogene Probleme aufwies. Die folgenden statistischen Auswertungen basieren auf dem aggregierten Datensatz der beiden Standorte:
- Die Mehrheit der in 2023 beratenen Personen mit eigenen Glücksspielproblemen (n=126) war männlich (93,6%), unter 34 Jahre alt (65,9%), hatte keinen Migrationshintergrund (56,8%), wies einen höheren Bildungsabschluss als den Hauptschulabschluss auf (61,2%), war nicht erwerbslos (74,1%), ledig (61,1%), in fester Beziehung (52,2%) und nicht allein lebend (67,4%).
- Etwa acht von zehn Personen (83,5%) berichteten von nur einer problemverursachenden Glücksspielform. Zu den häufigsten Problemspielformen zählten Geldspielgeräte in Spielhallen (45,9%), Automatenspiele im Internet (16,9%) und Sportwetten im Internet (14,9%) sowie vor Ort (6,8%). Jeweils ungefähr ein Viertel der Personen mit Problemen durch Geldspielgeräte in Spielhallen (n=67), Sportwetten vor Ort (n=7) und im Internet (n=14) berichtete von einem Erstkontaktalter von 18 Jahren oder jünger.
- Ein Großteil der beratenen Personen (67,4%) hatte bisher keine Hilfen in Anspruch genommen und war durch das Internet (52,0%) oder andere Personen (23,5%) auf das Beratungsangebot aufmerksam geworden.
- Eine hohe Beteiligungsintensität beim Glücksspielen (in Form von Zeit und Geld) sowie ausgeprägte psychosoziale Belastung in zahlreichen Lebensbereichen gingen einher mit einem erheblichen Leidensdruck durch glücksspielbedingte Schulden (37,8% bis 10.000€, 31,1% bis 25.000€, 7,8% bis 50.000€, 6,7% über 50.000€).
- Die mittlere Anzahl an Beratungskontakten lag bei 5,2 Sitzungen, die mittlere Beratungsdauer bei 3,7 Monaten.
- Für etwa jede zweite Person (56,1%) wurde die Problematik zu Beratungsende durch die beratende Fachkraft als „gebessert im Sinne von zunehmender Kontrolle über das Glücksspielen“ beschrieben.
Ausmaß glücksspielbezogener Probleme
Zum Ausmaß glücksspielbezogener Probleme auf Bevölkerungsebene stammen die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2023. Nach einer Umfrage des Instituts für interdisziplinäre Sucht-und Drogenforschung (ISD Hamburg) in Kooperation mit der Universität Bremen weisen bundesweit 2,4% aller Menschen im Alter von 18 bis 70 Jahren eine „Störung durch Glücksspielen“ (≈ Glücksspielsucht) auf. Weitere 6,1% zeigen erste Symptome im Sinne eines riskanten Glücksspielverhaltens. Das entspricht auf Bundesebene in absoluten Zahlen knapp 1,4 Millionen Betroffene mit einer glücksspielbezogenen Störung sowie weitere etwa 3,5 Millionen Betroffene mit einem riskanten Glücksspielverhalten. Runter gebrochen auf das Bundesland Bremen ergeben sich folgende Größenordnungen, die als grobe Richtwerte zu verstehen sind: Über 11.000 Personen gelten hiernach als glücksspielsüchtig sowie mehr als 28.000 Personen als riskant spielend. Das Dunkelfeld fließt in diese Berechnung nicht mit ein.